Willkommen an Bord!

Unsere heutige Mission benötigte einen etwas größeren logistischen Aufwand. Eine gute Vorplanung war daher unerlässlich. Wir fahren nach Shimoni, um uns dort auf den Weg nach Wasini Island zu machen, eine kleine Insel nur knapp 2 km vom Festland entfernt. Shimoni ist eine kleine Hafenstadt mit britischen Kolonialruinen und alten Sklavenhöhlen, die auch besichtigt werden können. Dort hat man um 1750 mit dem Sklavenhandel begonnen und ihn bis rund 1870 fortgesetzt. Etwas später um 1880 haben sich dann die Briten in Shimoni niedergelassen. Das ein oder andere Gebäude steht noch heute.
Am frühen Morgen um 7:30 Uhr beginnen wir also mit unseren Volontären die Reise von Diani Beach. Der LKW vom Shree Green Grocers Mini Market wird uns auch heute wieder zur Verfügung stehen. Bereits am Vortag haben wir diesen mit 160 Lebensmittelpaketen beladen. Mehr geht nicht, denn dass sind 3,2 Tonnen und die Straße ist zu Beginn nicht die Beste. Steffen von Diani Dhow lässt uns zudem seinen 16-Sitzer Bus nutzen. Wegen Corona dürfen in allen Fahrzeugen nur die Hälfte der zugelassenen Sitzplätze belegt werden. Er sammelt auf dem Weg nach Shimoni die Mitarbeiter vom Red Cross Kenya von ihrer Einsatzleitung ein. Auch sie sind heute wieder mit dabei, um für die Einhaltung der Hygienemaßnahmen zu sorgen und die Registrierung aller Hilfeempfänger vorzunehmen. Margit nimmt zusätzlich noch den Landcruiser von Kiwara Safaris, so dass auch alle Volontäre mitkommen können. Die knapp 60 km lange Wegstrecke war früher ziemlich anstrengend, da die letzten 14 km aus einer Lehmpiste bestanden. Je nach Auswirkungen durch die Regenzeit, konnte man oft nicht mehr als 20 km/h fahren um all den Löchern und Hügeln auszuweichen oder diese zu durchqueren. Letztes Jahr wurde die Straße aber neu gemacht und nun schafft man die Strecke, für die man zuvor von Diani aus mindestens 1 ½ Stunden einplanen musste, gemütlich gefahren in rund 60 Minuten. Das macht Wasini Island und den Kisite-Mpunguti Marine National Park für einen Tagesausflug nun umso attraktiver.


Wasini ist den meisten wohl als Schnorchel-Ausflug ein Begriff. Von Diani Beach aus kann man bei vielen Veranstaltern Touren buchen. Man wird morgens direkt vom Hotel abgeholt und fährt bis nach Shimoni, der Ausgangsort für alle Bootstouren. Dort kann man mit einer traditionellen Dhow, den Holzsegelschiffen, die bereits seit hunderten von Jahren traditionell gebaut werden, bis in den Kisite-Mpunguti Marine National Park segeln. Mit etwas Glück trifft man unterwegs auf Delfingruppen und wird von diesen begleitet. Im Marine Nationalpark kann man Schnorcheln oder auch Tauchen und die Artenvielfalt des Indischen Ozeans entdecken. Sowohl die vielen unterschiedlichen Korallenarten als auch die bunte Vielfalt an tropischen Fischen, die hier Zuhause sind, machen einen Ausflug in den Kisite-Mpunguti Marine National Park unvergesslich. Erst recht, wenn man mit der Nase unter Wasser auch noch Meeresschildkröten entdeckt. Nach dem Segeln bringen die meisten Veranstalter ihre Gäste mit der Dhow nach Wasini Island. Dort sind ein paar kleine Restaurants entstanden, die sich um das Wohl der Tagesgäste kümmern. Spezialisiert auf Fisch- und Meeresfrüchte, rundet ein gutes Essen einen Ausflug ab. Man sitzt gemütlich unter Palmblattdächern und kann die Seele mit Blick auf das Meer baumeln lassen.

Heute ist das natürlich nicht so. Niemand lässt die Seele baumeln, denn auch hier gilt für alle, die nicht vom Fischen leben: keine Touristen, kein Einkommen! All die vielen Kapitäne, Bootshelfer, Kellner, Köche und Helfer sind seit nun bald 3 Monaten ohne Arbeit und ohne Bezahlung. Auf der rund 5 km langen Insel gibt es auch keinerlei Alternativen, zumal die Fischer selbst sich auch schon schwer tun, einen ausreichenden Markt für ihre Tagesfänge zu bekommen. Denn auch hier wird der Wegfall des Tourismus deutlich spürbar: keine Nachfrage durch Touristen und deutlich weniger Nachfrage durch Einheimische, die ihr Einkommen verloren haben.
In Shimoni angekommen müssen unsere freiwilligen Helfer nun also 3,2 Tonnen Lebensmittel vom LKW in die zwei bereitstehenden Dhows umladen, die uns von Diani Dhow mit samt dem Personal kostenfrei zur Verfügung gestellt werden. Wir müssen auf die Insel rüber segeln. Keine Brücke, keine Straße und auch kein Damm, der bei Ebbe befahren werden kann. Es geht nur mit dem Boot!


Die Polizei und das Red Cross setzen bereits vor uns über, so dass auf der anderen Seite alles für unsere Ankunft vorbereitet ist. Mit beiden Dhows machen wir uns auf ans andere Ufer. Anders als beim Beladen gibt es hier keinen Kai oder Steg. Mit viel Muskelkraft müssen die 3,2 Tonnen nun auf die Dingis (Beiboote) nach unten verladen werden. Die restlichen Meter bis zur Insel werden dann mit den Beibooten zurückgelegt. Abermals werden die Säcke angepackt und nun über die Treppen nach oben getragen. Wasini liegt auf Korallenstein und hat daher keinen ebenen Landzugang.
Durch das eingespielte Team mit unseren Volontären und dem Red Cross Kenya verläuft die Listenüberprüfung und die Ausgabe der Pakete an die Menschen unspektakulär und reibungslos. Nur das Thema „social distancing“ macht uns allen etwas zu schaffen. Egal wie oft die Leute durch die Polizei, das Red Cross oder uns auch erinnert werden: Abstand zu halten ist sehr schwierig! Dafür sind wir positiv überrascht, dass die Meisten bereits eine Maske dabeihaben, als sie sich anstellen, um ein Lebensmittelpaket abzuholen. Margit hat extra ein paar von den bereits im April genähten Masken mit dabei und einige konnten davon auch heute gut gebraucht werden. Aber die größte Zahl der Menschen ist schon damit ausgestattet, was wir von den eher abgelegenen Gebieten nicht erwartet hatten.

Nach Ausgabe der 160 Spendensäcke machen wir uns wieder auf den Weg zurück ans Festland. Auf dem Heimweg halten wir mehrfach an, um von den Menschen entlang der Straße Obst und Gemüse einzukaufen. Es ist deutlich billiger als in Diani Beach und unsere Helfer freuen sich, dass sie ein paar Shilling einsparen können. Sie alle arbeiten ehrenamtlich bei uns mit, obwohl einige nun auch ihren Job verloren haben.


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